Es gibt zahlreiche Lieder über kalte Hände. Frauen leider häufiger unter kalten Händen und auch kalten Füßen als Männer. Ein Grund könnte sein, dass Frauen im Allgemeinen weniger Muskeln als Männer besitzen und daher leichter frieren. Oft ist ein niedriger Blutdruck der Auslöser, auch hormonelle Schwankungen können verantwortlich sein. Blutdruck und Hormone spielen eine Rolle im Hinblick auf die Durchblutung des Körpers. Sind die Hände kalt, zeigen sie in erster Linie an, dass sie im Moment nicht gut durchblutet sind. Beispielsweise kommt das, wenn man friert. Die Gefäße der äußeren Gliedmaßen oder Extremitäten verengen sich bei Kälte als erstes. Dazu gehören Finger, Zehen, Nasenspitze, Kinn und Ohrläppchen. In den Teilen fließt weniger wärmespendendes Blut. Auf Kälte- und Wärmereize reagieren die Gefäße der Extremitäten besonders schnell und oft auch sehr heftig. Wird der Körper wieder aufgewärmt und die Gefäße weiten sich, schießt das Blut zurück in die betroffenen Extremitäten. Dadurch entsteht oft ein prickelndes Gefühl, das teilweise sogar richtig wehtun kann.
Warum Kalte Hände?
Durch die besonders dünne Haut an den Händen fehlt im Allgemeinen die schützende Fettschicht. Kälte- und Wärmereize werden von feinsten Sensoren und äußerst sensiblen Nervenfasern nach innen weitergeleitet. Formt man ohne Handschuhe einen Schneeball, spürt man die Kälte bald am ganzen Körper. Mit einer heißen Tasse Tee oder Kaffee ist es genauso. Hält man sie mit beiden Händen umfasst, geht die Wärme gleich bis in den Körper. Das vegetative Nervensystem wird besonders davon beeinflusst, ob die vielen kleinen Gefäße in den Händen weit oder eng gestellt sind. Darüber werden viele Körperfunktionen gesteuert, wie Hormonhaushalt, Kreislauf, Verdauung und auch der Wärmeausgleich. Zudem kann die Gefäßregulation durch die Psyche über eng vernetzte Nervenaktionen beeinflusst werden. Die Hände können daher auch frieren, obwohl es draußen gar nicht kalt ist, wenn man unter Stress oder Angst leidet.
Gelegentlich kalte Hände sind nicht krankhaft
Die Kälte von außen ist meist die Ursache, wenn die Hände kalt sind. Sinkende Umgebungstemperaturen oder nicht ausreichende oder zu dünne Kleidung sind meist verantwortlich. Zieht man sich passend an und bewegt sich viel, dann wird es auch an den Händen schnell wieder warm. Durch die Bewegung kommt die Durchblutung in Schwung. Diese Form Schutz reicht aber nur eine bestimmte Zeit. Im Anschluss braucht es wieder wärmere Luft, damit der Köper seine lebensnotwendige Eigentemperatur aufrechterhalten kann. Nasse Hände frieren auch schnell. Das kommt durch Verdunstungskälte, die durch die Feuchtigkeit auf der Haut entsteht. Sie lässt die Gefäße zusammenziehen. Wer häufig mit Wasser arbeitet, kennt das Problem nur zu gut, nach einer bestimmten Zeit werden die Finger kalt, schrumpelig und weiß. Sind die Hände verschwitzt, reagieren sie in vielen Fällen ebenso empfindlich auf Kälte.
Welche Ursachen können häufig kalte Hände haben?
Der Lebensstil kann eine entscheidende Rolle dabei spielen. Sind die Hände immer mal wieder schlecht durchblutet, oder sogar dauerhaft, kann das aus verschiedenen Gründen so sein. Blutfluss, Beschaffenheit der Gefäße, Herz- und Kreislauftätigkeit, Hormon- und Nervenfunktionen werden durch die Lebensgewohnheiten beeinflusst. Vor allem Rauchen ist ein Punkt, weiterhin spielen aber auch Bewegungsmangel, einseitige Ernährung, Alkohol, zu wenig Schlaf, Stress und seelische Belastungen eine Rolle.
Verschiedene Erkrankungen können als Folge dauerhafte Durchblutungsstörungen haben. Die Arteriosklerose, also Durchblutungsstörungen der Schlagadern, kann in allen Arterien vorkommen. An den Armen spielt sie dabei aber nicht annähernd so eine große Rolle wie an Beinen, Herz- oder Hirngefäßen. Gefäßverengungen im Zusammenhang mit Entzündungen sind oft bei kalten Händen ein Grund. Besonders häufig neigen Raucher dazu. Bei erkrankten Gefäßwänden besteht die Gefahr, dass sich Thrombosen, also Blutgerinnsel, bilden, die eine Embolie verursachen können. Dieser akute Gefäßverschluss ist nicht ganz ungefährlich.
Weitere Ursachen können sein
- Schäden an Gefäßen
- Niedriger Blutdruck
- Schwaches Herz
- Raynaud-Syndrom
- Medikamente
Schäden an Gefäßen
Druckschäden an Blutgefäßen und Nerven im oberen Brustkorb können für einen behinderten Blutfluss verantwortlich sein. Liegen anatomisch bedingte Engstellen vor und es kommen dann noch Veränderungen am Skelett, an Muskeln und Sehnen dazu, kann das auch ein Grund sein. Das sogenannte Thoracic-outlet-Syndrom kann in unterschiedlichen Gefäßen zu Durchblutungsproblemen führen. Oft haben Betroffene Schmerzen, die von der Schulter über den Arm bis in die Finger reichen. Die Hände werden zudem in vielen Fällen bei bestimmten Kopf-, Schulter- und Armbewegungen blass und kalt. Auch gut- oder bösartige Tumore und Lymphknotenvergrößerungen können die Blutzufuhr stören oder von außen auf die Gefäßwände drücken.
Niedriger Blutdruck
Bei zu niedrigem Blutdruck pulsieren die Gefäßwände durch den mangelnden Druck nicht genug. Besonders oft spüren das Körperteile, die weiter vom Herzen entfernt sind. Je nachdem welche Form und Ursache des niedrigen Blutdrucks vorliegt, wird die Durchblutung in Armen und Händen verringert, was blasse und kalte Hände zur Folge hat. Die orthostatische Hypotonie ist dafür verantwortlich, dass der Blutdruck im Stehen abfällt, besonders nach dem Aufstehen oder Aufrichten aus dem Liegen.
Schwaches Herz
Wenn der Herzmuskel geschwächt ist, ist die Funktion genügend Blut in den Körperkreislauf zu pumpen, gestört. Dabei kann es passieren, dass die Hände nur noch mangelhaft versorgt werden. Kalte Finger und ins bläuliche verfärbte Fingernägel sind die Folge des Sauerstoffmangels. Verschiedene Herzerkrankungen sind verantwortlich für eine Herzschwäche. Lungenembolien oder andere Funktions- und Durchblutungsstörungen der Lunge können ebenso ein Grund sein, warum das Herz nicht mehr genug Blut in den Kreislauf pumpt. Die typischen Symptome für die jeweilige Störung stehen hier aber dann im Vordergrund.
Raynaud-Syndrom
Beim Raynaud-Syndrom sind kalte Hände ein Leitsymptom. Es handelt sich beim Raynaud-Syndrom um eine schmerzhafte Blutleere, die vor allem in den Fingern auftritt und von anfallsartigen Gefäßkrämpfen verursacht wird. Manche Patienten haben auch kalte Füße, Ohrläppchen, Kinn und Nase, die sich zudem bläulich und blass verfärben. Dabei haben die Betroffenen Schmerzen, die Farbe wandelt sich anschließend zu rot. Kälte ist ein häufiger Auslöser für die Attacken, Stress und seelische Belastungen können aber ebenso verantwortlich sein. In der Altersgruppe zwischen 20 und 40 leiden Frauen öfter daran als Männer. Das Raynaud-Syndrom kann auch eine Folge anderer Erkrankungen sein, wie Autoimmunerkrankungen. Dazu gehören entzündliches Rheuma, Bindegewebserkrankungen, sogenannte Kollagenosen, wie die Sklerodermie und Gefäßentzündungen. Durch Bluterkrankungen oder Nervenstörungen wie bei einem Bandscheibenvorfall können ebenfalls Krämpfe in den Arterien der Extremitäten verursacht werden.
Medikamente
Manche Medikamente haben zur Folge, dass sich in den Händen die Arterien zusammenziehen. Betablocker beispielsweise, die zum Einsatz kommen, um einen erhöhten Blutdruck senken. Manchmal sinkt der Blutdruck zu stark ab.
Weitere Ursachen können sein
- Hormon- und Stoffwechselstörungen
- Nervenschäden
- Essstörungen
- Psychische Probleme
Wann sollte man den Arzt aufsuchen?
Wer sehr häufig an kalten Händen leidet und das nicht an fehlenden Handschuhen im Winter oder durch einen langen Aufenthalt im kalten Wasser liegt, der sollte einen Arzt konsultieren. Besonders gilt das, wenn sich andere Beschwerden dazugesellen. Treten Hautveränderungen oder Verfärbungen auf, kommen Schmerzen, Kribbeln und Taubheitsgefühle, Schwellungen, Schwindel und allgemeine Krankheitszeichen dazu, sollte am besten sofort ein Arzt oder eine Klinik aufgesucht werden. Patienten mit einer chronischer Erkrankung wie Diabetes, Rheuma oder einer Hormonstörung sollten sich bei häufig kalten Händen immer den Rat des Arztes holen. Erster Ansprechpartner ist der Hausarzt oder ein Internist. Je nach Verdacht zieht der Arzt weitere Spezialisten hinzu, wie beispielsweise einen Kardiologen, Endokrinologen oder Neurologen.
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